Mich selbst kennen: Selbstreflexion und situativer Führungsstil
Für Agile Leadership ist es wichtig, sich selbst gut zu kennen und ein tiefes Bewusstsein für die eigenen Werte, Emotionen und Motivationen zu entwickeln. Diese Selbstreflexion bildet die Grundlage für ihre Haltung und hat grossen Einfluss darauf, wie die Führungskraft mit dem Team interagiert und welche Kultur sie fördert.
In den folgenden Abschnitten werden verschiedene Schlüsselthemen behandelt, die für Agile Leadership von grosser Bedeutung sind. Unter Berücksichtigung dieser Aspekte schaffe ich als Agile Leader ein Arbeitsumfeld, das von Vertrauen, Offenheit und kontinuierlicher Verbesserung geprägt ist, und fördere eine Kultur des Lernens und der Anpassungsfähigkeit, die zu höherer Produktivität, Kreativität und Zufriedenheit im Team führt.
Werte
Das Bewusstsein über meine eigenen und die gemeinsamen Werte und Glaubenssätze ist essenziell für agile Führung. Respekt, Offenheit und Vertrauen bilden die Grundlage für alle Interaktionen und Entscheidungen im Team. Agile Leader, die ihre Werte klar kommunizieren und vorleben, schaffen eine konsistente und vertrauenswürdige Arbeitsumgebung. Diese Klarheit hilft dem Team, sich auf gemeinsame Ziele zu konzentrieren und eine starke, stimmige Kultur zu entwickeln.
Gefühle erkennen und damit umgehen
Als agile Führungskraft sollte ich emotionale Signale deuten können und angemessen darauf reagieren. Der respektvolle Umgang mit eigenen und fremden Emotionen ermöglicht es mir, Konflikte zu minimieren und das Wohlbefinden des Teams zu fördern. Ein offener Dialog und Empathie für individuelle Herausforderungen schaffen ein unterstützendes Umfeld. Dieses bildet die Grundlage für ein Klima, in dem Innovation und Kreativität gedeihen können, und führt zu einer dynamischen und widerstandsfähigen Arbeitsumgebung.
Motivation
Motivation ist entscheidend für Leistung und Engagement im Team. Agile Leader schaffen ein Umfeld, das die intrinsische Motivation der Mitarbeitenden fördert. Durch Anerkennung individueller Beiträge und ein positives Teamklima mit hoher Psychologischer Sicherheit wird die Motivation gestärkt, was zu höherer Produktivität und Zufriedenheit führt. Studien zeigen, dass traditionelle Anreizsysteme mit Belohnungen und Bestrafungen oft ineffektiv sind, besonders bei kreativen oder anspruchsvollen Aufgaben (mehr dazu im TED talk mit Daniel Pink, “The Puzzle of Motivation”).
Selbstbewusstsein / Selbstreflexion
Selbstbewusstsein ist in der agilen Führung entscheidend. Durch Selbstreflexion und die Arbeit an sich selbst, sind sich agile Führungskräfte ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst und gehen konstruktiv mit Feedback um. Selbstbewusste Führungskräfte strahlen Sicherheit und Glaubwürdigkeit aus und können ihr Team auch in unsicheren Zeiten sicher leiten. Dieses Selbstvertrauen fördert die Resilienz und Anpassungsfähigkeit des gesamten Teams.
Unterschied zur klassischen Führungslehre
Im Gegensatz zur klassischen Führungslehre von Management 1.0 und 2.0, die auf Hierarchie und Kontrolle basieren, setzt die agile Führung auf Selbstorganisation und Empowerment der Teammitglieder.
Die agile Führung fördert Flexibilität, Kreativität und kontinuierliche Verbesserung.
Die Agile Leadership Journey Guides
Growth Mindset
Ein Growth Mindset, also die Überzeugung, dass Fähigkeiten entwickelt werden können ist zentral für agile Führung. Führungskräfte mit einem Growth Mindset fördern eine Kultur des kontinuierlichen Lernens und der Verbesserung. Als Führungskraft mit Growth Mindset ermutigst du dein Team, Herausforderungen anzunehmen, aus Fehlern zu lernen und sich ständig weiterzuentwickeln. Auch die Führungskraft selbst bleibt neugierig, zeigt Interesse an Neuem und fördert Experimente.
Catalyst Mindset
Ein Catalyst Mindset bedeutet eine aktive und aufmerksame Haltung, die Mut, Entscheidungsfreude und Selbstreflexion erfordert. Es geht darum, innovative Wege zu beschreiten und verschiedene Perspektiven zu berücksichtigen.
Diese Haltung ermutigt zu kontinuierlicher Verbesserung und Innovation durch Experimentieren und offenes, faktenbasiertes Denken. Das daraus resultierende Umfeld schafft die Voraussetzungen, um gemeinsam den bestmöglichen Wert für Kunden und Unternehmensziele zu erbringen.
Variabler Führungsstil
Ein situativer Führungsstil passt sich dem Kontext und den situativen Anforderungen an. Je nach Situation und Teamdynamik kommen verschiedene Stile zum Einsatz, von unterstützend und coachend bis hin zu visionär und partizipativ. Die Fähigkeit, den Führungsstil an die Bedürfnisse des Teams anzupassen, ist entscheidend für den Erfolg in einem agilen Umfeld. Edgar Schein (2010) betont die Bedeutung der Unternehmenskultur und wie Führungskräfte diese durch verschiedene Führungsstile prägen können. Anpassungsfähigkeit und das Verständnis der kulturellen Dynamiken sind hierbei zentral. Adam Grant (2013) hebt hervor, wie wichtig es ist, den Führungsstil auf die individuellen Stärken und Bedürfnisse der Teammitglieder abzustimmen. Ein situativ angepasster Führungsstil fördert die Motivation und Leistungsfähigkeit des Teams.
Transparenz
Transparenz ist ein zentrales Element agiler Führung und bildet (neben Inspektion und Anpassung) eine der drei Säulen agiler Arbeitsweisen. Sie sorgt dafür, dass Prozesse, Entscheidungen und Fortschritte offen und klar kommuniziert werden, was Vertrauen und Verlässlichkeit im Team fördert. Agile Leader, die Transparenz leben, stellen sicher, dass Informationen rechtzeitig und vollständig geteilt werden. Dies ermöglicht dem Team, fundierte Entscheidungen zu treffen, Hindernisse frühzeitig zu erkennen und gemeinsame Ziele effektiv zu verfolgen. Transparenz ermöglicht gemeinsames Lernen und kontinuierliche Verbesserungen.
Ganzheitliche Sicht für echtes Agiles Leadership
Für echtes Agile Leadership braucht es einen ganzheitlichen Ansatz. Neben mir als Leader und der Perspektive des Teams, gilt es auch die Innen- und Aussensicht für Transitionsvorhaben, Weiterbildungsmassnahmen und Umstellungen miteinzubeziehen. Die integrale Sicht beinhaltet vier Perspektiven:
Mich selbst kennen: Es geht in dieser Perspektive um mich als Führungskraft, meinen Führungs-stil und meine Selbstreflexion (Innensicht, das Ich).
Arbeitsatmosphäre und Teamkultur: Die Art wie im Team miteinander zusammengearbeitet wird, implizite und explizite Regeln und der Kommunikationsstil untereinander (Innensicht, das Team).
Tools und Praktiken: Die Anpassung und der Aufbau der Systeme, Tools und Praktiken sowie der Prozesse sind Bestandteile dieser Betrachtungsweise (Aussensicht, die Instrumente).
Organisationsgestaltung für Business Agilität: In dieser Perspektive liegt der Fokus auf der Gestaltung der Struktur einer Organisation (Aussensicht, die Struktur).
mehr zum thema lesen und hören
Lies mehr zu den Kompetenzen einer agilen Führungskraft im Blog von Vanessa Meister.
Buchtipp: Bill Joiner: “Leadership Agility”. Dieses Buch, das reichlich mit Anekdoten und Geschichten aus Joiners Forschung und Arbeit mit Kunden angereichert ist, identifiziert fünf Stufen, die Leader durchlaufen, um ihre Agilität zu entwickeln.
Buchtipp: Adam Grant: “Think again”. Dieses Buch ermutigt uns, unsere Überzeugungen und Meinungen regelmässig zu hinterfragen und offen für neue Informationen und Perspektiven zu sein. Grant betont die Bedeutung von kognitiver Flexibilität und kontinuierlichem Lernen, um persönliche und berufliche Weiterentwicklung zu fördern.
In diesem Podcast (in Englisch) spricht Frank Fitzlaff mit Pete Behrens über die Kunst des Feedbacks.