Arbeitsatmosphäre und Teamkultur

Ein hochproduktives Arbeitsumfeld entsteht nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis eines gut durchdachten Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Dazu gehören insbesondere die Teamkultur, die Arbeitsatmosphäre und das soziale Kapital innerhalb eines Teams. Wenn diese Elemente effektiv gestaltet und gepflegt werden, schaffen sie eine Grundlage, auf der produktives Arbeiten gedeihen kann.

Die Teamkultur bildet das Herzstück dieses Systems. Sie entsteht durch das Zusammenspiel von Psychologischer Sicherheit, der Balance zwischen konkurrierenden Werten, einem konstruktiven Umgang mit Fehlern und einer Innovationskultur. Diese Faktoren sind nicht isoliert, sondern wirken zusammen und verstärken sich gegenseitig. Eine unterstützende Arbeitsatmosphäre ist dabei unerlässlich, um ein dynamisches und produktives Arbeitsumfeld zu ermöglichen.

Agile Führungskräfte spielen eine Schlüsselrolle bei der Etablierung und Pflege dieser Kultur. Ihre Aufgabe ist es, die Prinzipien der Agilität in einem Klima des Vertrauens und der Offenheit zu verankern. Dies gelingt nur, wenn die Führungskräfte die Teamkultur aktiv fördern und kontinuierlich an einer positiven Arbeitsatmosphäre arbeiten. Teams brauchen Raum und Zeit, um die Arbeitsatmosphäre zu reflektieren – agile Führungskräfte geben ihnen diesen Raum durch Tools und Praktiken, durch eine entsprechende Gestaltung der Organisation und durch ihren Führungsstil.

Aber nicht nur Führungskräfte sind für die Organisationskultur verantwortlich. Jeder Einzelne, unabhängig von Rolle oder Titel, beeinflusst durch sein Verhalten die Teamdynamik und gestaltet die Arbeitsumgebung mit. Eine bewusste Reflexion der eigenen Arbeitsatmosphäre und der Beiträge aller Teammitglieder sind daher entscheidend für die kontinuierliche Verbesserung und den Erfolg eines Teams. Letztendlich zeigt sich die Stärke eines Teams nicht nur in seiner Produktivität, sondern auch in seiner Fähigkeit, eine Kultur der Unterstützung und des Vertrauens zu pflegen, die den Grundstein für aussergewöhnliche Leistungen legt.


Psychologische Sicherheit

Psychologische Sicherheit ist ein Schlüsselelement der agilen Führung und bildet die Grundlage für eine offene und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre. In einem Umfeld, in dem sich die Teammitglieder sicher fühlen, können sie ihre Meinungen und Ideen frei äussern, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Dies fördert Innovation und Kreativität, da sich jeder traut, neue und unkonventionelle Lösungen vorzuschlagen.
Eine psychologisch sichere Atmosphäre ermöglicht es auch, Fehler offen zu diskutieren. Agile Führungskräfte fördern eine Umgebung, in der Teammitglieder offen über ihre Fehler sprechen können, gemeinsam nach Lösungen suchen und wo Fehler als Lernchancen betrachtet werden. Dies reduziert Berührungsängste vor Neuem und ermutigt zu experimentellem Denken und Innovation.

Einflussfaktoren auf die Organisations- und Teamkultur

Die Kultur innerhalb eines Teams und einer Organisation wird stark durch die Führung geprägt. Agile Führungskräfte müssen bewusst eine Kultur fördern, die auf den Werten von Transparenz, Vertrauen und kontinuierlicher Verbesserung basiert. Faktoren, die die Kultur beeinflussen, sind unter anderem:

  • Führung und Vorbildfunktion: Führungskräfte sollten die Werte und Prinzipien, die sie im Team sehen wollen, selbst vorleben.

  • Kommunikationsstrukturen: Offene und regelmässige Kommunikation fördert den Informationsfluss und die Zusammenarbeit.

  • Feedback-Kultur: Regelmässiges, konstruktives Feedback unterstützt die kontinuierliche Verbesserung und das persönliche Wachstum.

Kommunikation

Effektive Kommunikation ist das Rückgrat erfolgreicher agiler Teams. Regelmässige und transparente Kommunikation hilft, Missverständnisse zu vermeiden und die Zusammenarbeit zu verbessern. Agile Teams nutzen verschiedene Kommunikationsmittel, um den Informationsfluss zu gewährleisten:

  • Austausch: Kurzer täglicher Austausch, in dem Teammitglieder ihren Fortschritt teilen und Hindernisse identifizieren.

  • Regelmässige 1:1/Bilaterale Meetings.

  • Team-Retrospektiven: Regelmässige Anlässe, in denen das Team reflektiert, was gut gelaufen ist und über seine Potenziale sprechen und blinde Flecken sucht.

  • Werte-Bewusstsein: Die Werte sind Gegenstand des regelmässigen Austauschs und sind in der täglichen Arbeit sichtbar. Sie werden aktiv (vor)gelebt.

Die Agile Leadership Journey Guides

 

Konkurrenzierende Wertesysteme im kulturellen Kontext

In einer Organisation können verschiedene Wertesysteme aufeinanderprallen, insbesondere in Zeiten des Wandels hin zu agilen Methoden. Traditionelle Werte und Haltungen wie Hierarchie und Kontrolle können im Widerspruch zu agilen Werten wie Selbstorganisation und Flexibilität stehen. Agile Führungskräfte nehmen solch konkurrierenden Wertesysteme wahr, balancieren sie aus und fördern eine Kultur, die den Übergang zu agilen Arbeitsweisen unterstützt. Dies erfordert eine Veränderung der Denkweise und Glaubensmuster und eine klare Kommunikation der Vorteile agiler Prinzipien. Führungskräfte regen die Kultur zum Wandel an indem sie die Struktur, Regelwerke und Metriken entsprechend anpassen.

Rituale und Gewohnheiten

Rituale unterstützen die Gestaltung und die Pflege einer starken Teamkultur.

  • Rituale: Regelmässige Teamrituale, wie das Feiern von Erfolgen oder das Durchführen von Teammeetings, schaffen eine Struktur und fördern ein Gefühl der Zugehörigkeit und Stabilität. Sie helfen, gemeinsame Werte zu stärken und das Engagement der Teammitglieder zu pflegen. Rituale geben dem Team die Möglichkeit, innezuhalten, zu reflektieren und sich auf das gemeinsame Ziel zu konzentrieren.

  • Micro Habits: Kleine, alltägliche Gewohnheiten können einen grossen Einfluss auf die Teamkultur haben. Micro Habits wie das regelmässige Geben von positivem Feedback, das Einhalten kurzer Check-ins oder das tägliche Teilen von Erkenntnissen fördern eine kontinuierliche Verbesserung und stärken das Gemeinschaftsgefühl. Sie tragen dazu bei, eine Kultur der Achtsamkeit, Streben nach höherer Produktivität und des ständigen Lernens zu etablieren.

 

Ganzheitliche Sicht für echtes Agiles Leadership

Für echtes Agile Leadership braucht es einen ganzheitlichen Ansatz. Neben mir als Führungskraft und der Perspektive des Teams, gilt es auch die Innen- und Aussensicht für Transformationsvorhaben, Weiterbildungsmassnahmen und Umstellungen miteinzubeziehen.

Die integrale Sicht beinhaltet vier Perspektiven:

Mich selbst kennen: Es geht in dieser Perspektive um mich als Führungskraft, meinen Führungsstil und meine Selbstreflexion (Innensicht, das Ich).

Arbeitsatmosphäre und Teamkultur: Die Art wie im Team miteinander zusammengearbeitet wird, implizite und explizite Regeln und der Kommunikationsstil untereinander (Innensicht, das Team).

Tools und Praktiken: Die Anpassung und der Aufbau der Systeme, Tools und Praktiken sowie der Prozesse sind Bestandteile dieser Betrachtungsweise (Aussensicht, die Instrumente).

Organisationsgestaltung für Business Agilität: In dieser Perspektive liegt der Fokus auf der Gestaltung der Struktur einer Organisation (Aussensicht, die Struktur).

Im Folgenden vertiefen wir die Perspektive auf die Arbeitsatmosphäre und Teamkultur.

 

Zwei weitere Bereiche von Agile Leadership vertiefen

 

 

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Denniz Dönmez und Rafael Huber berichten in dieser Podcast-Folge, wie kleine, wirkungsvolle Gewohnheiten das Teamgefüge verbessern können. Statt langwierige, kostenintensive Teamentwicklungsprozesse zu nutzen, fokussiert sich dieser Ansatz auf sieben essenzielle Verhaltensweisen für effektive Zusammenarbeit. Dieser Rahmen vereint psychologische Erkenntnisse mit agilen Methoden, um Teams auf ein neues Level zu heben.

Gleich drei Folgen des flowdays-Podcasts widmen wir der Psychologischen Sicherheit: In der ersten Folge sprechen wir nach einer kurzen Definition und Einführung darüber, ob es tatsächlich einen Einfluss auf unser Arbeitsleben hat, wenn die Psychologische Sicherheit fehlt.