Wir ermöglichen Visionen

Böden nach dem Bauplan der Natur

Kosmos der Vielfalt oder Substrat für schnellen Profit? Die Art, wie wir Ackerboden sehen, prägt ihn nachhaltig. Matthias Hollenstein aus Mönchaltdorf hat sich entschieden, ihn so zu sehen, wie er ist. Und das Resultat geht weit über «Biorüebli» hinaus.

Ein überaus bekanntes Bild: Maispflanze steht an Maispflanze, bestens gedüngt und stoisch bereit, nahrhafte Maiskolben zu produzieren. Später werden sie hocheffizient geerntet, die Körner landen in einer Plastiktüte – und irgendwann stehen sie als Popcornbecher vor uns, im Kino. Gestatten, die Monokultur*. Sie beschert uns Maiskolben, Rüebli und Kartoffeln, die alle fast gleich aussehen und wenig kosten. Zudem überdüngte, ausgelaugte Böden sowie hochempfindliche Pflanzen, denen mit Herbiziden und Pestiziden geholfen werden muss, damit sie nicht zugrunde gehen. Dem gegenüber steht die regenerative Landwirtschaft. Für grosse und schmackhafte Erträge wird dort vor allem eines getan: Böden und Pflanzen werden so behandelt, wie sie tatsächlich sind.

Bazar im Untergrund und Internet der Pflanzenwelt

Das Bild von der Maispflanze in Reih und Glied krankt in einem entscheidenden Punkt: Pflanzen werden als Einzelkämpferinnen gesehen, die einsam gegen den Himmel wachsen. Nichts ist ferner der Realität. Unter dem Boden schafft sich jede Pflanze eine nährstoffreiche Oase im Wurzelstock. Sie «schwitzt» wertvolle Stoffe aus ihren Wurzeln – und versorgt damit zig Millionen kleinster Lebewesen: Pilze, Bakterien oder Viren. Im Austausch helfen diese der Pflanze, Nährstoffe aus dem Boden zu gewinnen. Sie machen sie resistent gegen Krankheit, Hitze und Trockenheit, fördern das Wurzelwachstum, neutralisieren Bodentoxine und wehren Schädlinge ab. Pflanzen, Pilze und Mikroben sind intime Partner in praktisch jedem Lebensprozess – und das seit vielen Millionen Jahren. Doch das Ganze geht weit über reine Tauschgeschäfte hinaus. Pflanzen nutzen das gemeinsame unterirdische Netz auch, um überlebenswichtige Informationen auszutauschen. Bohnen, die mit Blattläusen infiziert sind, beginnen sich zu wehren — und warnen ihre Nachbarinnen vor der drohenden Gefahr. Versuche in China haben gezeigt, dass sich auch Tomatenpflanzen so verhalten, wenn sie vom Mehltaupilz befallen werden. Eine Art Internet der Pflanzenwelt. Allerdings: Dieses Miteinander hat keine Chance in modernen Monokulturen*. Projekte der regenerativen Landwirtschaft wollen es wieder ermöglichen. Zum Beispiel SlowGrow Mönchaltdorf, im Zürcher Oberland.

Zukunftstraum: Vollständiges landwirtschaftliches Gewerbe

SlowGrow betreibt Gemüsebau, Ackerbau und kultiviert diverse Spezialkulturen, etwa Erdmandeln, mit nachhaltigen Methoden. Anstatt seine Böden mithilfe von Plastik und Herbiziden vor Unkraut zu schützen, verwendet der Gründer Matthias Hollenstein dafür Holzschnitzel, Laub oder Grasschnitt. Diese Abdeckung, der Mulch, schützt den Boden vor Nässe und Hitze. Es ist eine traditionelle Methode mit einem nützlichen Nebeneffekt: Im Laufe der Zeit entsteht Humus, ein natürlicher Dünger, der CO₂ aus der Atmosphäre bindet – was sich wiederum positiv auf das Klima auswirkt.

Die traditionelle Intensiv-Landwirtschaft produziert derweil rund 15% Prozent aller schädlichen Klimagase** – und sie zerstört Unmengen an fruchtbarem Boden. Schon 2015 warnte die UNO davor, dass Bodenerosionen, sinkende Erträge und verschmutztes Grundwasser Millionen von Menschen in die Flucht treiben dürften – weil ihre Erde sie nicht mehr ernähren kann. Regenerative Bewirtschaftung kennt dieses Problem nicht: «Nach der Ernte unserer Kulturen ist der Boden besser als vor der Saat», sagt Hollenstein. Und die Erträge? Die bisher grösste wissenschaftliche Analyse kam zum Schluss: «Landwirtschaftliche Diversifizierung fördert vielfältige Ökosystemleistungen ohne Ertragseinbussen» (Fachzeitschrift Science Advances, Nov 2020).

Noch pachtet Matthias Hollenstein Land von Dritten. In naher Zukunft wünscht sich der Landwirt ein vollständiges landwirtschaftliches Gewerbe – die Einheit aus Land, Ökonomie- und Wohngebäude. Die aktuellste Initiative von SlowGrow ist das Hoflabor, ein Innovationszentrum für regenerative Landwirtschaft. In der neuen Forschungs-, Entwicklungs- und Versuchsabteilung läuft ein vielseitiges Innovationsprogramm zur Mosaiklandschaft, wie sie es nennen. Weiterführende Informationen zum Hoflabor-Projekt findet Ihr hier.

Wir von flowdays unterstützen das Hoflabor mit unserer diesjährigen Weihnachtsspende. Einerseits sind dauerhaft fruchtbare Böden die Grundlage allen höheren Lebens. Andererseits sehen wir Parallelen zu menschlichen Organisationen – und auch zu unseren Kernwerten. 

Die Zeit der hochspezialisierten Einzelkämpfer ist vorbei. Die heutige Arbeitswelt erfordert ein agiles Miteinander, eine hohe Vernetzung und wertschöpfende Feedbackkultur. Die regenerative Landwirtschaft, dieser kooperative Kosmos aus Pflanzen, Pilzen und Mikroorganismen, kann uns ein gutes Vorbild sein. Oder kürzer gesagt: Die Natur hat‘s erfunden.

*Von Monokulturen spricht man beim Anbau einer einzigen Pflanzenart über mehrere Jahre. In der Schweiz findet man vorwiegend sogenannte Reinkulturen. Damit wird der Anbau einer Pflanzenart für ein Jahr mit anschliessendem Fruchtwechsel bezeichnet.

**Quelle Agroscope und Umwelt Bundesamt

Mehr zum Thema Biodiversität, finden Sie ebenfalls noch hier: SRF | NETZ NATUR


Bisherige Engagements

2019 Non-Profit-Organisation KIVA – Menschen in die Unabhängigkeit begleiten

Die Non-Profit Organisation KIVA begleitet Menschen in die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit - ganz im Sinne des agilen Mindsets.

Kiva, eine US-amerikanische gemeinnützige Organisation, hat sich zum Ziel gesetzt, unterversorgte Gemeinschaften in die Handlungsfähigkeit zu führen. Sie tut dies mithilfe von Crowdfunding-Krediten für Mittellose. Die Qualität und die Kosten von Finanzdienstleistungen sollen verbessert und Hindernisse für den weltweiten Zugang zu Finanzmitteln beseitigt werden.

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So wie KIVA Menschen mit Kleinkrediten in die Unabhängigkeit begleitet, unterstützen wir von flowdays Organisationen dabei, sich von Ballast zu befreien, neu zu definieren und ganzheitliche Kompetenzen aufzubauen. Dies tun wir, indem wir die Teams möglichst schnell befähigen, ihre neuen Strukturen und Arbeitsweisen selbst agiler zu gestalten und weiterzuentwickeln.

Das Ziel des KIVA-Konzeptes scheint uns mit unserem eigenen verwandt zu sein, die möglichst rasche Befähigung zu eigener Handlungskompetenz zu vermitteln. Darum gefällt uns die Idee ganz besonders, zum Jahresende aus unserem Wohlstand heraus unseren Beitrag an eine Organisation mit der gleichen Vision zu leisten. Möge unsere Spende möglichst viele Menschen erreichen, die dank Minikrediten in Beiträgen, die ein paar Schweizer Mittagessen entsprechen, aus Ideen Taten machen können.

2018 Urpi Wasi – Unterstützung alleinstehender Mütter in Peru

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Fürsorgeleistungen und mehr institutionelle Unterstützung, vor allem für alleinstehende Mütter. Das Ziel der Stiftung ist es, dass die Kinder zu selbstbewussten, gebildeten und verantwortungsbewussten jungen Menschen heranwachsen, einen Beruf erlernen und es damit aus dem Teufelskreis der Armut schaffen. Die Erfahrung zeigt, dass 90 % der Abgänger eine vielversprechende Zukunft vor sich haben.

Urpi Wasi wird zu 90 % von Spenden getragen. 10 % sind Beiträge von Eltern. Die Kosten für ein Kind betragen rund 60 Dollar pro Monat. Mit 700 Dollar kann man also einem Kind die Schule für ein ganzes Jahr ermöglichen und ihm damit ein sicheres, liebevolles und “zweites Zuhause” schaffen, inklusive guter Ernährung und medizinischer Versorgung.

2017 Wabe 3 – Bienen auf Zürich’s Dächern

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Die Honig-Biene als drittgrösstes Nutztier spielt eine entscheidende Rolle für ein intaktes Ökosystem, doch das Bienensterben ist akut, weshalb wir 2017 die Imkerei auf Zürichs Dächern Wabe 3 unterstützten. Tom Scheuer und Anna Hochreutener leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Naturvielfalt im urbanen Raum und teilen damit ihre Begeisterung für die Imkerei.

Gegenüber ländlichen Gebieten bietet die Stadt eine grössere Blütenvielfalt und höhere Lufttemperaturen. Dadurch sind Stadtbienen aktiver und profitieren von einem vielseitigen Nahrungsangebot. Dass die städtischen Pflanzen ausserdem nicht mit Pestiziden belastet sind, danken die Bienen mit einer hohen Honigproduktion. Ihre Nahrung finden die emsigen Arbeiterinnen in öffentlichen Parks und Anlagen sowie in privaten Gärten und auf Balkons und Terrassen.

2016 Pro Specia Rara Baum

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Seit 2016 sind wir glückliche Paten eines jungen Apfelbaumes von Pro Specia Rara.

Unser Bäumchen wird einmal ein stolzer Hochstammbaum und steht auf dem wunderschönen Landwirtschaftsbetrieb Archehof Neuhof in der Gemeinde Hildisrieden am Sempachersee.

Pro Specie Rara wurde 1982 gegründet, um natürliches Saatgut und die Artenvielfalt zu erhalten. Sie bewahren gefährdete Nutztierrassen und Kulturpflanzen vor dem Aussterben.